Vortrag von Prof. Dietrich Grünewald
15 .10 Uhrzeit: 19.30 Ort: raum404, Nicolaisstraße 34/35, 28195 Bremen
Die Kennzeichnung einer Figur als „Jude“ in Comics ist hoch problematisch, basiert das bekannte und wiedererkennbare Stereotyp doch auf gezielt konstruierter Herabsetzung, ist aus antisemitischer Haltung und für antisemitische Hetze geschaffen und transportiert über Jahrhunderte diese negative Charakterisierung. Das wirkt auch dann mit, wenn der Inhalt des Erzählten gar nicht auf antisemitische Hetze zielt.
Zur Markierung entsprechender Rollen hat die Bildgeschichte, analog dem Theater und der Bildenden Kunst und insbesondere der Karikatur, Stereotypen entwickelt, die mittels spezifischer visueller Merkmale den Betrachtern den gemeinten Typus signalhaft im „Erkennungskostüm“ vorstellt. Zum einen durch die jeweilige Bestätigung im Kontext der Erzählung, vor allem aber durch die ständige Wiederholung und den Gebrauch des Stereotyps als Muster in zahlreichen Werken wird allgemein verständlich, welche Rolle hier „gespielt“ wird. Allerdings mischen sich auch Vorurteile (positive wie negative), vereinfachte Klischees, gezielte Beleidigung und Herabsetzung mit „neutralen“ Darstellungen.
Es ist bezeichnend, dass z. B. Hergé seine 1939 entstandene und 1950 publizierte Geschichte Im Reiche des schwarzen Goldes für die Neuausgabe 1971 verändert hat: Die neue Version der Geschichte verzichtet darauf, Juden im Comic zu zeigen, wie auch in Der geheimnisvolle Stern (1941) die Judenfiguren mit Hakennase in der Fassung von 1972 weggelassen wurden. Im Vortrag wird anhand hinstorischer wie aktueller Beispiele dem Judenbild in Bildgeschichten nachgespürt, von frühen Bilderbogen-Geschichten, Beispiele des 19. Jahrhunderts, zur Zeit des Dritten Reiches bis in unsere Zeit. Wobei, wie die Comic-Serie Jewy Louis von Ben Gershon zeigt, dieses Bild auch ironisiert und positiv verstanden werden kann.
Förderer und Kooperationspartner:
Deutsch-Israelische Gesellschaft Bremen / Junges Forum der DIG, Landeszentrale für politische Bildung, Monom Stiftung, Sebastian Cobler Stiftung, Senator für Kultur Bremen, Städtische Galerie Bremen, Menora Gemeinde HB/BHV, Literaturkontor e.V. Associatione Delle Talpe